Noch in diesem Jahr soll die Hälfte aller mobilen Suchanfragen von Sprachsuchen stammen. Tendenz steigend. Viele Unternehmen rüsten auf, wollen weiterhin gefunden werden. Immer im Blick: Der Voice Search Readiness Score. Wir erklären, was «Voice Search» genau bedeutet, welche SEO-Aspekte beachtet werden sollten und machen auf Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Sprachsuche aufmerksam.
Was ist Voice Search?
Als Voice Search werden alle Suchanfragen bezeichnet, die über die Sprache und nicht über die Tastatur getätigt werden. Sie unterscheiden sich jedoch von Sprachanweisungen à la «Alexa, schreib Hundefutter auf die Einkaufsliste». Erfasst und verarbeitet werden die Suchen und Anweisungen von den Sprachassistenten. Dabei gibt es mittlerweile beinahe von jedem grossen Technologiekonzern einen eigenständigen Assistenten oder ein Smart Device. So zum Beispiel den Google Assistant, Siri, die sexy Stimme von Apple, Cortana von Windows oder auch Amazons Alexa.
Die grössten Unterschiede zwischen «normalen» Suchanfragen und Voice Search aus SEO-Sicht lassen sich wohl in die folgenden zwei Punkte unterteilen.
- Während Nutzer über die Tastatur meist kurze und stichwortartige Keywords verwenden (Beispiel: «Versicherung Flugticket»), sind die Keywords über die Sprachsuche eher umgangssprachlich und wesentlich länger («Kann ich mein Flugticket gegen Insolvenz der Airline versichern?»).
- Die Nutzer der Voice Search erhoffen sich oft nur eine präzise Antwort auf eine konkrete Frage. Die herkömmliche Suche hingegen zielt häufig auf eine aufwändigere Recherche ab.
Aha, und warum ist das jetzt wichtig?
Verschiedene Studien zeigen: Die Sprachsuche ist schon seit längerem keine Funktion mehr, die ausschliesslich Nerds nutzen. Eine Studie von PWC prognostiziert, dass 2020 bereits mehr als die Hälfte aller mobilen Suchanfragen auf Voice Searches zurückzuführen sind. Zwar entwickelt sich momentan die Technologie schneller als das Nutzer-Verhalten – doch das Nutzer-Verhalten wird sich ändern. Im Umkehrschluss: Wer sich jetzt nicht mit dem Thema befasst und zu den «Early Adoptern» zählt, wird vielleicht bald schon nicht mehr gefunden.
Der Voice Search Readiness Score
Und, sind Sie bereit für Voice Search? Dann checken Sie doch am besten gleich mal Ihre Webseite und sehen, ob diese ebenfalls bereit ist. Ein guter Anhaltspunkt hierfür ist der Voice Search Readiness Score. Diesen können Sie bei verschiedenen Anbietern testen – wir empfehlen jedoch das Tool von Synup, welches den Google Assistenten nutzt. Der Score untersucht meist die hinterlegten Geschäftsinformationen in verschiedenen Verzeichnissen, beispielsweise Adresse, Öffnungszeiten und Telefonnummer. Denn gerade für lokale Unternehmen hat Voice Search eine besonders grosse Bedeutung. Nicht zuletzt, da die Sprachsuche häufig unterwegs genutzt wird und Fragen wie «Wo ist die nächste Tankstelle?» oder «Wie lange hat das Gartencenter geöffnet?» beantworten soll.
SEO für Voice Search
- An erster Stelle: SEO für Voice Search setzt ein gutes SEO voraus! Damit der Sprachassistent Ihre Webseite als Antwortquelle aussucht, muss diese top optimiert sein. Voice Search kann nicht losgelöst von den restlichen Suchmaschinen-Optimierungen betrachtet werden. Schliesslich muss die Suchmaschine verstehen, was Ihre Seite enthält. Das bedeutet: Ihre Seite benötigt eine klare Seitenstruktur sowie einen auf die Analyse der Longtail-Keywords optimierten Titel, Meta Description, H1- und H2-Tags und alle weiteren Bestandteile, auf die es auch beim «normalen» SEO ankommt.
- Die meisten Suchanfragen über Sprachassistenten haben einen lokalen Bezug, daher ist lokales SEO immens wichtig. Viele Nutzer suchen unterwegs nach einer Bäckerei «in meiner Nähe» oder den Öffnungszeiten von Ladengeschäften. Daher sollten Sie beim Optimieren für Voice Search keinesfalls Ihren Google My Business-Eintrag vergessen und die darin enthaltenen Angaben überprüfen. Verwenden Sie auch auf Ihrer Webseite den lokalen Bezug in Titel, Meta Description sowie H1- und H2-Tags. Nennen Sie hier unbedingt Ihren Standort.
- Wenn der Nutzer das Ergebnis vorgelesen bekommt, bedeutet dies, dass der Sprachassistent vermutlich als Antwort ein Featured Snippet ausgewählt hat. Featured Snippets erscheinen in Google noch über den Suchresultaten, also auf Position 0. Heisst: Der Nutzer bekommt nicht mehrere Ergebnisse angezeigt, sondern das beste vorgelesen. Daher sollten Sie diese nicht versehentlich über den Meta Tag «Nosnippet» ausgeschaltet haben.
- Im Gegenteil: Sie sollten bestimmte Textausschnitte Ihrer Webseite durch ein entsprechendes Markup im Quellcode der Seite (sogenannte strukturierte Daten) für bestimmte Arten von Snippets (etwa Produkte, Rezepte oder Bewertungen) hervorheben. Dadurch steigern Sie zum einen die Relevanz für den Nutzer (ein Plus für die Klickrate) und zum anderen können die darin enthaltenen Informationen leicht vorgelesen werden. Zwar gibt es bereits Markups für die Sprachsuche – das sogenannte Speakable Markup – dieses befindet sich jedoch noch in der Beta-Phase und ist nur für News-Publisher in den USA im Einsatz.
- Erstellen Sie Inhalte, die einen Ratgeber-Charakter aufweisen und möglichst holistisch ein Thema abbilden. Bei Voice Search kommt es weniger auf die Dichte eines Keywords als auf Lesbarkeit und Verwendung von Mid- und Longtail-Keywords an.
- Verwenden Sie Fragen in den H2-Tags und lösen Sie diese direkt im anschliessenden Text auf. Sicherlich sollte nun nicht jede Ihrer Seiten zu einer FAQ-Seite werden – auf der anderen Seite ist es aber auch nicht verkehrt, eine solche zu bestimmten Fokus-Themen zu erstellen. Die wichtigsten Fragen zu Ihrem Keyword recherchieren Sie am besten mit Hilfe von Google Suggest und W-Fragen Tools.
- Da die meisten Suchanfragen von mobilen Geräten stammen, sollten Sie Ihre Webseite mobil optimieren. Google bietet an dieser Stelle hilfreiche Tools, um die Mobile Friedliness oder auch die mobile Ladegeschwindigkeit zu testen.
Schwierigkeiten mit der Sprachsuche
Kommen wir nun zu den weniger schönen Aspekten der Sprachsuche. Erstens: Die Messung von Voice Search Traffic ist aktuell noch ein komplexes Thema. Denn obwohl der Traffic eigentlich aus dem Bereich Organic Search stammen sollte, fällt er in Google Analytics unter «Direct Traffic» und ist somit genau genommen Dark Traffic.
Aber nicht nur die Messung gestaltet sich schwierig. Ein Nebeneffekt sind sogenannte «Zero-Click-Searches», die dazu führen, dass der eigene Webseiten-Traffic sinkt. Denn: Findet ein Sprachassistent eine (seiner Meinung) perfekte Antwort, liest der Sprachassistent dem Nutzer die passende Antwort auf seine Frage vor und dieser muss nicht mehr auf die entsprechende Webseite klicken. Als Folge entstehen sogenannte Zero-Click Searches und der Traffic auf der Webseite sinkt.
Auf Zero Click Searches entfallen laut aktuellen Untersuchungen (2019, Spark Toro/Rand Fishkin) rund 50% des Search Traffic, Tendenz steigend. Für Webseiten-Betreiber sind diese natürlich zunächst ärgerlich. Denn dadurch entgeht ihnen wichtiger Webseiten-Traffic.
Ein kleiner Trost für alle, die sich über den durch Voice Searches sinkenden Traffic ärgern: Wählt Google tatsächlich einen Auszug Ihrer Seite für DIE eine Antwort aus, sind Ihnen Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit garantiert. Gerade für Brands oder Institutionen, die noch nicht bekannt sind, kann sich dies als grosses Benefit erweisen.
Über die Autorin
Anne arbeitet als Digital Marketing Consultant für Amazee Metrics und betreut Kunden unter anderem hinsichtlich SEO, SEA und Content im DACH-Raum. Zuvor war sie lange Jahre für einen grossen deutschen News Publisher als Redakteurin tätig und hat bereits hier das Zusammenspiel von SEO und Content-Marketing in die Tat umgesetzt.